1987 geboren und aufgewachsen in Berlin wusste ich noch nichts von den Trabrennbahnen dieser Stadt. Meinen ersten Kontakt zu Pferden sammelte ich als Kind auf den Ponys der Nachbarschaft.
Wie der Zufall es wollte, bekamen meine Eltern Freikarten für die Derbywoche auf der Trabrennbahn Berlin-Mariendorf – das war der Moment für mich. Das Gewusel auf der Rennbahn und die Pferde zogen mich als pferdeverliebtes Mädchen natürlich in ihren Bann.
Und dann folgte ganz klischeeverliebt die Geschichte des jungen Mädchens und dem schwarzen Rennpferd.
Weniger klischeehaft war in diesem Fall die Tatsache, dass es sich um eine vierjährige Traberstute handelte, welche zudem weder besonders wild noch erfolgreich war. Aber wunderschön. Und das habe ich auch zwanzig Jahre später noch genauso gesehen.
Weiterlesen
Ein Jahr lang besuchte ich sie jede Woche auf der Rennbahn und zu meinem zwölften Geburtstag konnte ich sie „Mein Pferd“ nennen.
Odina begleitete mich von da an noch über weitere zwanzig Jahre und war damit mein erstes Pferd, welches ich vom Rennpferd zum Freizeitpferd umgeschult habe. Jahre später sollte sie auch eins meiner ersten und besten Lehr- und Schulpferde sein.
Als junges Mädchen hatte ich dann die Chance, auf das Internat mit dem Schulfach Reiten nach Neustadt/Dosse zu wechseln. Nach einem halben Jahr ließ ein Reitunfall diesen Traum platzen.
Wieder in Berlin wandte ich mich erneut vermehrt den Trabern zu, war in jeder freien Minute auf der Rennbahn und legte mit 16 Jahren meine Lizenz zur Amateurfahrerin ab. Damit konnte mich zu diesem Zeitpunkt „jüngste Amateurfahrerin in Deutschland“ nennen. Da ich ebenfalls Rennen reiten durfte, vertraute mir ein bekannter schwedischer Trainer sein Pferd im Rennen an. Da die ursprüngliche Reiterin verletzungsbedingt ausfiel, konnte ich diesen Ritt gleichzeitig zu meinem ersten Sieg ummünzen.
Nach meinem Abitur machte ich mich mit der Erteilung von Reitunterricht selbständig und habe im Jahr 2012 meine Ausbildung zur Pferdewirtin (Haltung & Service) erfolgreich abgeschlossen.
Meine Amateurtrainerlizenz erwarb ich 2013 und durfte somit meine eigenen Trabrennpferde trainieren. Immer in enger Kooperation mit erfahrenen Trainern, Ausbildern und Pferdeleuten bin ich bis heute immer noch mit Leidenschaft bei der Sache.
Mittlerweile habe ich einen eigenen kleinen Stall, wo ich meine aktiven Traber trainiere und auch Traber für den Freizeitbereich umschule. Das schlechte Bild der Traber in der Reitpferde-Welt ist für mich immer wieder ein Ansporn, meine Schützlinge so gut es geht auf ihr Leben nach der Rennbahn vorzubereiten.
Für mich schließt sich der Traber und das Reitpferd in keinem Fall aus. Vielmehr sehe ich selbst im Training der Startpferde, welchen Mehrwert das aktive Trabrennpferd durch das Reiten erfährt.